Unsere Gelenke sind das A und O für unsere Beweglichkeit. Speziell das Kniegelenk leistet täglich Schwerstarbeit – und gehört zu den wichtigsten Grundpfeilern unserer Mobilität. Effektiv und beschwerdefrei kann das Multitalent unter den Gelenken nur dank des Knorpels zwischen den Gelenkflächen funktionieren. Wird dieser unverzichtbare Knorpel im Knie oder einem anderen Gelenk beschädigt, kann das nicht nur schmerzhaft sein, es vermindert auch unsere Lebensqualität erheblich.
Ursachen für Knorpeldefekte sind meist kurze, intensive Fehlbelastungen, z.B. Verdrehungen des Kniegelenks. Auch die Knochenkrankheit Osteochondrosis dissecans kann zu einer Schädigung des schützenden Knorpelüberzuges führen. Arthrose entsteht häufig als Folge von Knorpeldefekten oder durch Schädigung anderer Gelenkstrukturen (wie z.B. des Meniskus), wenn diese nicht, falsch oder zu spät behandelt werden.
Gesunde Knorpelzellen, sogenannte hyaliner Knorpel besitzt außergewöhnliche biomechanische Eigenschaften, um Stöße zu dämpfen. Sein stark druckfestes und elastisches Gewebe besteht zu 80% aus Wasser und nur zu 3% seines Volumens aus Knorpelzellen. Die Knorpelzellen, werden als Chondrozyten bezeichnet.
Chondrozyten bilden Kollagenfasern, die sich miteinander vernetzen. Zwischen den Kollagenfasern des Knorpels kann durch seine Proteoglykane viel Wasser gebunden werden. Diese Verbindung bildet ein elastisches Gewebe, das das Gelenk vor Druck schützt. Unter dem Mikroskop, ist das Knorpelgewebe ein dreidimensionales Gebilde aus Kollagen und Proteoglykanen, durchsetzt mit Knorpelzellen
Besteht der Verdacht auf einen Knorpeldefekt, kann Ihr behandelnder Arzt mithilfe bildgebender Verfahren, wie z.B. mittels MRT, eine sichere Diagnose stellen – auch um das genaue Ausmaß des Schadens festzustellen. Generell ist bei Knorpelschäden Vorsicht besser als Nachsicht, denn das Risiko einer Arthrose steigt klinischen Studien zufolge mit zunehmender Größe eines Defektes erheblich an, wenn der Knorpelschaden nicht rechtzeitig oder falsch versorgt wird.
Konservative (nicht-operative) Therapieformen, wie gezielte krankengymnastische Maßnahmen, Schmerzmittelgabe oder medikamentöse Behandlungen, z. B. mit Hyaluronsäure, können Schmerzen erstmal vorübergehend lindern und Ihnen im Alltag wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Da Knorpel sich aber selbst nicht regenerieren kann, muss ein Knorpelschaden am Knie früher oder später meist operativ therapiert werden.
Hierfür stehen heute mehrere Verfahren zur Verfügung – welches davon im individuellen Fall das passende ist, bespricht Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen.
Eine Mikrofrakturierung kommt bei kleinen Knorpelschäden bis 2 cm² in Frage. Der unter dem Knorpeldefekt liegende Knochen wird mit speziellen Bohrern oder Meißeln eröffnet, damit Blut aus dem Knochenmark in den Defektbereich gelangen und dort gerinnen kann. Hierdurch wird die Bildung von Ersatzgewebe angeregt, das in der Regel jedoch aus Faserknorpel besteht und nicht die gleichen druckelastischen Eigenschaften wie gesunder hyaliner Knorpel aufweist.
Dieses Verfahren beschreibt eine Mikrofrakturierung, bei der der Defekt zusätzlich mit einem Biomaterial, meist in Form einer Kollagenmatrix abgedeckt wird. So wird das aus dem Knochen kommende Blut besser im Defekt gehalten und die Gefahr einer Abscherung des Blutkoagels (Ablösung der gallertartigen Blutblase, die sich im Defektbereich gebildet hat) ist reduziert. Allerdings entsteht dabei, ähnlich wie bei der Mikrofrakturierung ohne Biomaterial, meist auch nur Faserknorpel.
Diese Methode kann eingesetzt werden, wenn nicht nur der Knorpel, sondern auch der darunterliegende Knochen verletzt ist. Aus einem gesunden, weniger belasteten Gelenkareal werden Knorpel-Knochen-Stanzzylinder entnommen und in den Defektbereich eingesetzt. Die auch als Mosaikplastik bezeichnete Methode kommt für kleinere Knorpelschäden in Frage. Bei Defekten über 2 cm² wird sie in der Regel nicht mehr empfohlen, da nach Verwendung mehrerer Stanzzylinder eine inkongruente (nicht mehr übereinstimmende) Oberfläche im behandelten Defektareal entsteht, wodurch das resultierende Arthroserisiko erheblich zunimmt.
Moderne Transplantationsverfahren, wie die autologe Chondrozytentransplantation (ACT), bieten die Möglichkeit Knorpelschäden mit Ihren körpereigenen Knorpelzellen zu regenerien – minimalinvasiv, gelenkerhaltend und mit vielen weiteren Vorteilen für Sie als Patient.
Im Gegensatz zur ausgeprägten Regenerationskraft unserer Haut, die bei kleineren Verletzungen innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder von selbst heilt, besitzt der Gelenkknorpel nur ein begrenztes Selbstheilungsvermögen. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Knorpel nicht durch Blutgefäße versorgt wird, wie das bei unserer Haut der Fall ist. So ist der Knorpel bei Defekten langfristig auf Unterstützung von außen angewiesen.
Im Mittelpunkt unserer Produkte steht das Verfahren der matrixassoziierten Autologen Chondrozyten Transplantation (MACT). Seit 2004 wird die MACT von der deutschen Gesellschaft der Orthopäden und Unfallchirurgen (DGOU) als Standardmethode bei Knorpeldefekten empfohlen.
Die Empfehlungen im Jahr 2022 spricht von Behandlungen kleiner Defekte ab 2 cm².[1]
Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und Expertise ist die TETEC AG europaweit Marktführer im Bereich der Knorpelzelltherapie der ATMPs (Advanced Therapy Medicinal Products) und der personalisierten Zelltherapie.Bis heute haben wir unter der Marke NOVOCART® mehr als 28.000 individuelle Produkte zur biologischen Rekonstruktion von Knorpelschäden in verschiedenen Gelenken hergestellt.
Die Ergebnisse von Langzeitstudien[2] wie auch prospektiv randomisierten Studien zeigen: Die Autologe Condrozyten Transplantation (ACT) ist bei Knorpelschäden über 2 cm² Defektfläche anderen Methoden signifikant überlegen.
Auch Patienten mit begrenzt degenerativen Knorpelschäden können von einer ACT profitieren: Erste klinische Studien zeigen auch in solchen Fällen gute Ergebnisse.[3][4]
Das MACT-Verfahren wird in drei Schritten durchgeführt.
Die Knorpelzelltransplantation eignet sich generell zur operativen biologischen Rekonstruktion vollschichtiger Knorpelschäden des Kniegelenks. Neben der Größe des Defektes und der Knorpelbeschaffenheit spielen weitere, individuelle Faktoren eine wesentliche Rolle. Welche Therapie bei einem Knorpeldefekt am Kniegelenk die passende ist, wird u.a. auch durch das biologische Alter, den Lebensstil und das Körpergewicht mitbestimmt.
Unter welchen Voraussetzungen das MACT-Verfahren bei Ihnen durchgeführt werden kann, entscheidet Ihr zuständiger Spezialist nach eingehenden Untersuchungen. Den Einfluss der jeweiligen individuellen Faktoren zu bewerten, liegt im Ermessen des behandelnden Orthopäden.
Die postoperative Nachbehandlung nach der Knorpelzelltransplantation ist vor allem von der anatomischen Lage des Knorpeldefekts im Kniegelenk abhängig. Der Knorpel muss an dieser Stelle erst vollständig ausheilen, um seine Aufgabe als Stoßdämpfer für das Gelenk wieder optimal ausüben zu können. Dabei ist eine schrittweise muskuläre Stabilisierung des Gelenkes extrem wichtig und kann längere Zeit in Anspruch nehmen.
Da jeder anders auf einen operativen Eingriff reagiert, kann das Nachbehandlungsprogramm von Patient zu Patient abweichen. Bettruhe in den ersten Tagen nach der Operation, generelle Entlastung des Kniegelenks durch Gehstützen und begleitende physiotherapeutische Therapie in den nächsten Wochen bilden den groben, allgemeinen Rahmen der Nachbehandlung.
Ihr Arzt wird für Sie im Anschluss an die Operation die individuell passenden Maßnahmen ausarbeiten.
Für einen langfristigen Erfolg der Knorpelregeneration sind in regelmäßigen Abständen Nachkontrollen sinnvoll. Neben der klinischen Nachuntersuchung wird in Anlehnung an die ärztlichen Fachgesellschaften die Durchführung einer MRT-Untersuchung 3 und 12 Monate nach der Transplantation empfohlen.
Finden Sie qualifizierte Zentren in Ihrer Nähe, die MACT mit TETEC-Technologien anbieten.
[1] Angele P, Zellner J, Schröter S, Flechtenmacher J, Fritz J, Niemeyer P. Biological Reconstruction of Localized Full-Thickness Cartilage Defects of the Knee: A Systematic Review of Level 1 Studies with a Minimum Follow-Up of 5 Years. Cartilage. 2022 Dec;13(4):5-18. DOI: 10.1177/19476035221129571
[2] Eichinger M, Henninger B, Petry B, Schuster P, Herbst E, Wagner M, Rosenberger R, Mayr R. Treatment of cartilage defects in the patellofemoral joint with matrix-associated autologous chondrocyte implantation effectively improves pain, function, and radiological outcomes after 5-7 years. Arch Orthop Trauma Surg. 2024 Apr;144(4):1655-1665. DOI: 10.1007/s00402-023-05179-0
[3] Weishorn J, Wiegand J, Zietzschmann S, Koch KA, Rehnitz C, Renkawitz T, Walker T, Bangert Y. Factors Influencing Long-term Outcomes After Matrix-Induced Autologous Chondrocyte Implantation: Long-term Results at 10 Years. Am J Sports Med. 2024 Sep;52(11):2782-2791.DOI: 10.1177/03635465241270152
[4] Niemeyer P, Albrecht D, Andereya S, Angele P, et al. Autologous chondrocyte implantation (ACI) for cartilage defects of the knee: A guideline by the working group "Clinical Tissue Regeneration" of the German Society of Orthopaedics and Trauma (DGOU), The Knee, Review 23,426-435(2016). DOI: 10.1016/j.knee.2016.02.001